Vom 14. bis 29. April 2011 besuchten die Soulful Swinging Singers die Weltstadt am Mississippi.
Vor vielen Jahren begann alles damit, dass ein Gospel-Musiker aus New Orleans, Alvin Joseph Johnson, mit seiner Gospelgruppe „The Soulful Heavenly Stars" im Rahmen des Gronauer Jazzfestes ein Konzert in der Stadtkirche gegeben hatte. Nach dem Konzert sprach Johnson, „Big Al", wie er in der Gospel-Szene noch heute in respektvollem Andenken genannt wird, mit dem damaligen Pfarrer der Gronauer Stadtkirche, Rolf Krebs, und dem damaligen Leiter des Kulturbüros der Stadt Gronau, Elmar Hoff, und schlug vor, in Gronau einen Gospelchor zu gründen, dies war vor fast 20 Jahren. Die "Ausführung" dieser Idee übernahm der "zuständige" Kantor der Ev. Kirchengemeinde Gronau, Ulrich Hirtzbruch. Seitdem bestehen enge Kontakte zwischen den dadurch gegründeten „Soulful Swinging Singers" aus Gronau und Gospelmusikern aus New Orleans. Leider ist „Big Al" im Jahr 2002 viel zu jung gestorben. Im Rahmen unserer Tour gedachten wir seiner mit dem Besuch seiner letzten Ruhestätte, auf dem Foto unsere Reiseleiterin Kirsten Fuchs vor der Gedenktafel.
Noch unter der Leitung von Kantor Hirtzbruch fanden 1997 und 2001 Besuche des Gronauer Chores in New Orleans statt, und immer wieder kamen Musiker von der „Wiege des Gospel und Jazz", wie man die Stadt an der Mündung des „Old Man River" auch nennt, zu musikalischen Besuchen nach Gronau, was immer auch mit Gospel-Darbietungen in der Stadtkirche verbunden war, zuletzt im April 2010 im Rahmen des Gronauer Jazzfestes mit der Gospel-Formation „New Orleans 9th Ward Gospel Connection".
Dieses Jahr war es für uns - nach zehn Jahren - wieder einmal Zeit für einen Gegenbesuch in „The Big Easy", wie sich Metropole Louisianas selbst gerne nennt. Big Easy - die große Leichtigkeit, das ist das Lebensgefühl, das auch wir bei unserem Besucht erlebt und empfunden haben. Dazu trug die die außerordentliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen bei, denen wir begegnet sind - nicht nur der Freunde, die wir von ihren Besuchen in Gronau kannten - sondern auch ganz fremder Leute, die wir kennengelernt haben.
So konnten wir uns mit dem Manager unseres Hotels Freundschaft schließen, der es sich nicht nehmen ließ, im Hotel eine Grillparty am Pool für uns zu veranstalten, im Bild rechts unten der Hotelmanager bei der Eröffnung der "Badesaison".
Aber natürlich waren wir auch
wegen der Musik in die Stadt
von Louis Armstrong und
Fats Domino gekommen.
So probten wir mit dem
Pfarrer der Kirche
„Our Lady Star of the Sea" (Foto links)
die in dieser Kirche typischen Lieder der Osterzeit (s. Foto unten).
Zu Ostern erlebten wir in der Kirche „First Assembly of God" ein sogenanntes „Resurrecton-Day-Musical" (s. nächstes Bild), was man wohl frei mit „Oster-Oratorium" übersetzen darf. Dieser Gottesdienst stand unter der musikalischen Leitung von unserem alten Freund Harold Harry, dem Kirchenmusiker der Gemeinde, der schon häufig in Gronau war und hier auch schon an Konzerten und der musikalischen Leitung von Gospelworkshops teilgenommen hat.
In der „First Assembly of God" haben wir auch anlässlich eines Abendgottesdienstes eine Reihe von Liedern dargeboten, abwechselnd mit dem Gospelchor einer Highschool. Besonderen Anklang fanden unsere Titel in deutscher und niederländischer Sprache (s. folgendes Foto). Ein dreigängiges Menü, zu dem wir vor dem Gottesdienst von der Gemeinde ins Gemeindehaus eingeladen waren, bewies uns - wie überall - die Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit der amerikanischen Schwestern und Brüder.
Einen weiteren Gottesdienst konnten wir in der „Progressiv Church" erleben und musikalisch mitgestalten. Hier hatten wir das Glück, die Taufe zweier junger Menschen mitfeiern zu können. Bemerkenswert für uns war, dass die Taufe als Ganzkörpertaufe vollzogen wurde, noch dazu in einem Taufbecken, das hinter dem Altar in gewisser Höhe angebracht ist. Die der Gemeinde zugewandte Seite des rechteckigen Beckens ist aus Glas, so dass man das Untertauchen und Auftauchen der Täuflinge durch die beiden Tauf-Helfer gut beobachten konnte (s Foto rechts unten).
Den Namen „Progressiv Church" hat sich die Gemeinde aufgrund ihrer Gemeindekonzeption gegeben. Der Kern der Konzeption besteht darin, Menschen zu helfen, sich aus schwierigen Lebenssituationen fortzuentwickeln, also in ihrem Leben einen Fortschritt („Progress") zu erzielen. Die Gemeinde sammelt für den Bau des
dafür nötigen neuen Gemeindezentrums.
Auch in einer erkennbar weniger gut situierten Gemeinde, der 2nd Zions Baptist Church, waren wir zur Mitgestaltung des Gottesdienstes eingeladen. Der sehr viel schlichtere Gottesdienstraum hinderte nicht eine ebenso große Begeisterung bei den Gottesdienstteilnehmern, die während des Gottesdienstes - wie auch in den anderen Gemeinden (s.Foto links) - durch rhythmische Bewegung, oft im Stehen, durch Klatschen in die Hände und durch Zwischenrufe wie „Amen!", „Praise the Lord!" und „Halleluja!", auch während der Predigt, ihrer inneren Befindlichkeit Ausdruck gaben. Folgendes Foto zeigt unserern gemeinsamen Auftritt mit Gospelsängern der Gemeinde.
Aber auch dieser eher „armen" Kirchengemeinde war es eine Selbstverständlichkeit, uns nach dem Gottesdienst zu einem Essen in den Gemeindesaal einzuladen, wo wir uns mit einem weiteren Lied in deutscher Sprache bedankten.
Aber nicht nur in Kirchen hatten wir Gelegenheit, unsere „europäische" Art des Gospels vorzutragen. Auch im „New Orleans Jazz National Historic Park", einer Einrichtung, die man vielleicht entfernt mit dem Gronauer Rock'n'Popmuseum vergleichen könnte, hatten wir Gelegenheit, zwei mal 30 Minuten zu singen (s.folgendes Bild).
In diese Veranstaltungshalle, mitten in der Innenstadt gelegen, kamen Menschen, die an unserem Konzert aufgrund der längeren Ankündigung („must see German Gospel Choir") interessiert waren, wie auch zufällig „hereingeschneite" Touristen aus dem In- und Ausland. Selbst in einem Nachtlokal in der Bourbon-Street, wo wir von einem unserer amerikanischen Begleiter als deutscher Gospelchor „geoutet" und vom Manager zu einem Kurzauftritt gebeten wurden, konnten wir mit „I am so happy, Jesus is my Salvation" ein bisschen Gospelfeeling in das Tanz- und Showlokal bringen.
Natürlich kam auch das Sightseeing, das Aufsuchen der Sehenswürdigkeiten von Stadt und Land, nicht zu kurz, z.B. sahen wir Alligatoren in den Sümpfen („Swamp") der Flussmündungen in den Golf von Mexiko (s. Foto).
Ebenfalls auf dem Progeamm stand der Besuch einer ehemaligen Zuckerrohrplantage, wo man die Unterschiede des Wohnens zwischen dem „Herrenhaus" und den „Sklavenhütten" intensiv nachempfinden konnte, sowie die Ausstellung „Katrina" des „Louisiana State Museum", wo die Ereignisse, Folgen und Konsequenzen der großen Hurrikan-Katastrophe des Jahres 2005 dargestellt sind.
Vieles war für uns beeindruckend im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten", was aber in unserem Bewusstsein bleiben wird, ist der unerschütterliche Glaube unserer amerikanischen Freunde, die trotz der Verluste und der weiter bestehenden Bedrohung durch Hurrikans und Mississippi-Hochwasser ihre Zuversicht, ihre Liebe und ihr Vertrauen auf Jesus nicht verloren haben, sondern all dem täglich praktischen Ausdruck verleihen, was wir in großem Maße erleben und genießen durften.
Eines von vielen Beispielen ist Alfred Caston, dessen Musikagentur im Chaos der Fluten, die der Hurrican nach sich zog, untergegangen ist, wobei Alfred sein Tonstudion verloren hat. Inzwischen hat er in einem nach den Fluten renovierten Haus (s. Bild ganz oben mit dem Chor auf dem Balkon) ein neues Studio eingerichtet, in dem er einen Song von uns aufgenommen hat und dabei seine supermoderne Tontechnik demonstrierte (s. folgendes Bild).
Alles in allem war diese Reise für den
Gospelchor in vielfacher Hinsicht ein
Gewinn, und wir denken natürlich
darüber nach, dass wir erneut zu
„The Big Easy" fliegen werden.
Praise the Lord!
.
Fleur de Lis - die Lilienblüte - ist das Symbol der Stadt New Orleans
seit der französischen Kolonialzeit, denn sie war das Wappenbild
der französischen Könige der Bourbonen-Dynastie.
Fotos: Soulful Swinging Singers / Christian Drewes
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